Es war die Zeit des technischen Fortschritts. Die Eisenbahnstrecke Chemnitz-Zwickau war gerade erst ein paar Jahre alt und täglich fuhren Züge über die stählerne Brücke, welche über die Augustusburger Straße führte. Dort, wo der Fortschritt nur einen Augenblick entfernt war, eröffnete Friedrich August Hofmann gemeinsam mit seiner Ehefrau Agnes Wilhelmine seinen Pferdehandel an der Uferstraße.

Denn noch hatten größere Fabriken und auch zahlreiche Handerksbetriebe ihren eigenen Fuhrpark, bestehend aus Wagen und Pferden – immerhin rund drei Millionen Arbeitspferde gab es damals in ganz Deutschland, und in der aufsteigenden Industriestadt Chemnitz wurden ständig mehr gebraucht.

So beschaffte Friedrich August Hofmann fortan für die „neuen“ Industriellen kräftige Rösser von Pferdezüchtern in Deutschland, Holland und Belgien.

Um die Jahrhundertwende ging das Unternehmen dann an seinen Sohn Franklin Hofmann und seine Ehefrau Zilla Marie über. Der Fleischermeister erhielt den Gewerbeschein für Pferdehandel und Rossschlächterei“ und verlegte den Geschäftssitz an die Oststraße.

Franklin Hofmann war ein brillanter Kaufmann. Ähnlich den Geschäftsgebaren heutiger Autohändler nahm er auf Wunsch von seinen Pferdekäufern die betagten Rösser gleich mit in Zahlung. Der Rossschlachter wusste natürlich um das bekömmliche Fleisch vom Pferd, weil es sehr ausgereift und fettarm ist.

Doch vor allem ist es schmackhaft und war sehr preiswert! Jeder Arbeiter freute sich damals, wenn er nach Feierabend etwas Fleisch oder Wurst vom Ross auf dem Tisch hatte – manchmal der einzige tierische Genuss, den er sich leisten konnte.

Das Geschäft florierte. Doch zunehmend verdrängten Eisenbahn und Kraftfahrzeuge die Pferde aus dem Transportgeschäft. Ein PS wurde zu langsam für die schnelllebige Zeit.

Der Pferdehandel ging zurück die Schlachterei aber lief gut. Und so übernahmen nach Franklin Hofmanns Tod im Jahre 1939 seine drei Söhne ein ansehnliches Unternehmen. Waldemar, William und Hans hatten aber schon bald ihre erste große Bewährungsprobe zu bestehen.